Mistel

 

Warum küssen wir uns unter'm Mistelzweig?

 

Mistelzeig

Küsst sich ein Pärchen unter einem Mistelzweig, wird es ernst. Mistelzweige gelten als Symbol der Liebe und der Ewigkeit. Der Legende nach starb der nordische Sonnengott Baldur durch einen Pfeil aus Mistelholz, worauf die Welt zu versinken drohte. Der Himmel erbleichte, und alles auf der Erde und im Himmel weinte um den Sonnengott. Seiner Mutter Frigga, der Göttin der Liebe, gelang es jedoch, Baldur unter einem Mistelbaum zum Leben zu erwecken. In ihrer Freude küsste sie jeden, dem sie begegnete, und die Tränen, die sie dabei vergoss, verwandelten sich in die weissen Beeren der Mistel. Aus dieser Legende entstand der Brauch, sich zur Weihnachtszeit unter einem Mistelzweig zu küssen. Dies soll ewige Liebe schenken.

 

Misteln sind immergrüne Halbschmarotzer, die auf Bäumen oder Sträuchern wachsen. Ihre bis zu etwa 20 cm langen Zweige verzweigen meist gegabelt weiter. Blätter erscheinen paarig oder in Wirteln. Bei einigen Arten, die ihre Nährstoffe vorwiegend von ihren Wirten beziehen, sind die grünen, zur Photosynthese fähigen Teile (Blätter, grüne Äste) sehr klein.

Misteln

Die männlichen oder weiblichen Blüten sind unscheinbar, 1 bis 3 mm im Durchmesser und grünlich gelb. Nach der Bestäubung durch Insekten und anschließend erfolgter Befruchtung entstehen weiße oder gelbe Beerenfrüchte, die sich bei Reife manchmal rot färben. In ihnen sind mehrere (selten einzelne) Samen. Die Besonderheit der Mistel-Früchte und Samen liegt darin, dass keine Samenschale ausgebildet wird. Stattdessen bildet das Mesokarp eine klebrige Schicht aus einer Substanz, die als Viscin bezeichnet wird. Das Viscin hat bei der Samenausbreitung zwei Funktionen: Es ist glitschig, so dass die Früchte schnell den Verdauungstrakt der Vögel passieren. Zweitens ist das Viscin sehr klebrig und klebt die Samen an den Ästen der Wirtsbäume fest. Vögel breiten diese Samen aus, indem sie entweder nur das Fruchtfleisch fressen und die klebrigen Samen an anderen Pflanzen abstreifen oder die ganzen Früchte fressen und die unverdauten Samen wieder ausscheiden.

 

Bei der Keimung entsteht statt der Keimblätter ein Schlauch mit endständiger Scheibe, aus der sich bei Kontakt mit einem geeigneten Wirt ein Haustorium entwickelt, durch das der Keimling in die Wirtspflanze eindringen kann.

 

Misteln sind weltweit in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen verbreitet. Die Anzahl ihrer anerkannten Arten ist umstritten und beträgt je nach Autor zwischen 60 und über 1400.

 

Mistelbräuche

  

Beinahe auf der ganzen Welt sind Bräuche um den Mistelzweig bekannt. Im Volksglauben gilt die Mistel seit jeher als Glücksbringerin.

Vorwiegend im angelsächsischen Raum verbreitet ist der Brauch, einen Mistelzweig über der Haustür anzubringen. Früher half dies, so glaubte man, böse Geister, Hexen oder den Blitzschlag abzuwenden. Ein Kuss unter einem Mistelzweig soll die Liebe festigen.

 

Die Engländer des 18. Jahrhunderts nannten die Früchte des Mistelzweiges "Kuss-Kugeln". Steht eine junge Frau zur Weihnachtszeit, unter dem mit Immergrün, Bändern und Ornamenten schön geschmückten Mistelzweig, kann sie es nicht ablehnen geküsst zu werden. So eine Kuss konnte eine tiefe Romanze bedeuten oder auch dauerhafte Freundschaft und Wohlwollen. Blieb das Mädchen ungeküsst, konnte es nicht erwarten, im nächsten Jahr zu heiraten. In manchen Teilen Englands wird der Weihnachts-Mistelzweig in der zwölften Nacht verbrannt, damit die Jungen und Mädchen, die sich darunter küssten heiraten werden.

 

Es gibt aber noch eine weitere Spielregel: pflückt man eine Beere vom Zweig gibt es einen Kuss, zwei Beeren zwei Küsse etc. Wenn keine Beeren mehr da sind, ist Schluss mit der Küsserei!

 

In Skandinavien wurde der Mistelzweig als Pflanze des Friedens angesehen, unter dem Feinde den Waffenstillstand erklären konnten. Zerstrittene Ehepaare küssten sich darunter zur Versöhnung.

Auch in Kanada küsst man sich bis heute unter dem Mistelzweig. Wenn sich also ein verliebtes Paar einen Kuss unter dem Mistelzweig gibt, wird es als ein Versprechen zum Heiraten, genauso wie als Prophezeiung für Glück und ein langes Leben, interpretiert.

 

In Frankreich wurde der mit dem Mistelzweig verbundene Brauch dem Neujahrstag vorbehalten: "Au gui l' An neuf" (Mistelzweig für das neue Jahr). Heute können Küsse unter dem Mistelzweig zu jeder Zeit während der Feiertage ausgetauscht werden.