Flinten

Eine Flinte ist eine Handfeuerwaffe mit glatter Laufbohrung, die in erster Linie für das Verfeuern von Schrotkugeln ausgelegt ist. Das Wort Flinte kam um 1620 auf und bezeichnete ursprünglich das Steinschlossgewehr.  Der Ausdruck Schrotflinte ist ein Pleonasmus, da grundsätzlich alle Flinten zum Verschiessen von Schrot konstruiert sind. Flinten sind zum Schiessen auf kurze Distanzen ausgelegt. Je nach Munition ergeben sich realistische Einsatzreichweiten von 10 bis 35 Meter. Ein Über- und Unterschreiten dieser Reichweiten ist unter speziellen Bedingungen möglich.

Flinte

Jagdlich wird die Flinte bei der Jagd auf Niederwild und Flugwild bis zu einer Schussentfernung von etwa 30 Metern eingesetzt. Der Schrotschuss wirkt bei einer Mindestanzahl von auftreffenden Projektilen sofort tödlich, und zwar (anders als bei der Gewebezerstörung bei der Kugel) durch den Schock, den die kleinen, nahezu gleichzeitig auftreffenden Körner auslösen. Zweck der Flinte ist ein gewollter Streuschuss mit vielen kleinen Projektilen auf ein gewöhnlich in schneller Bewegung befindliches und relativ kleines Ziel.

 

Aus Flinten verschiesst man vor allem Schrot. Dazu haben sie glatte Läufe. Auch hier wird der Durchmesser des Laufes als Kaliber bezeichnet. Im Unterschied zu Büchsenkalibern wird das Kaliber eines Flintenlaufes nicht mit einem Längenmaß bezeichnet, sondern mit einer reinen Zahl. Die Kaliberzeichnungen bei Flintenläufen gehen offensichtlich noch auf die ebenfalls glatten Musketenläufe zurück, aus denen man bleierne Rundkugeln verschoss. Kaliber 12 z.B. bedeutet nichts anderes, als dass in einen solchen Lauf eine bleierne Rundkugel passt, die 1/12 englisches Pfund wiegt; analog hierzu passt in eine 16er Flintenlauf eine Bleikugel, die 1/16 Pfund schwer ist. Am gebräuchlichsten sind Flintenläufe in den Kalibern 12 und 16; es gibt aber auch 20er Flinten, elegante, leichte Waffen, die man deswegen manchmal auch als Damenflinten bezeichnet.

 

Flintenmunition

Das Kaliber der Schrotflinte ergibt sich daraus, welcher Durchmesser sich ergibt, wenn man aus einem engl. Pfund Blei (453,6 g) 12, 16 oder 20 gleiche Kugeln giesst:

Kaliber Durchmesser Gewicht Bemerkung
12 18,2 mm 37,6   g pro Kugel max. erlaubtes Kaliber
16 16,8 mm 28,35 g pro Kugel  
20 15,7 mm 22,68 g pro Kugel  
  9 mm   Minimum

Flintenpatronen unterscheiden sich ausser im Kaliber auch in der Hülsenlänge. Es gibt Flintenpatronen, deren Hülsen 65 mm lang sind und solche, die 70 mm lang sind. Die Hülsenlänge ist Bestandteil der Bezeichnung: Eine 12er Schrotpatrone mit 65 mm langer Hülse z.B. wird mit "12/65" bezeichnet. Eine Gefahrenquelle ist, dass die 70er Patronen auch in Flinten für 65er passen.  

 

Englisches Mass:

englisches Pfund Blei 1 Pfund 453,6 g
Inche (Zoll) 1 " 25,4 mm
Schrotpatrone

Beim Schuss faltet sich der vordere Verschluss der Patrone auf, deswegen ist das Patronenlager etwas länger als das Nennmaß und es lässt sich die 70er Patrone auch ohne weiteres in das 65er Patronenlager einführen. Schießt die Patrone jedoch ab, dann fehlt der Platz für den aufgefalteten Verschluss. Dieser verengt dann den Übergangskegel zwischen Patronenlager und Lauf, was ein unzulässige und gefährliche Drucksteigerung bewirkt. Jagdschrotpatronen enthalten meist 36 g Schrot, Sportpatronen weniger. Die Anzahl der Schrotkugeln, die jeweils auf diese Menge gehen, hängt von deren Größe ab. Heute bezeichnet man diese in Millimeter, daneben existieren aber noch die alten deutschen und englischen Bezeichnungen, bei den die Schrotgrößen numeriert werden. Wenn jemand z.B. von "3er Schrot spricht", muss man also nachfragen, ob er 3 mm Schrot meint oder Schrot Nr. 3, wenn letzteres, auch noch ob er die deutsche oder die englische Nummer meint.

Schrotstärke mm Nr. Auftreffgeschwindigkeit V 35 in m/sec. Wildarten 
2 1/2 7 190 - 195 Flugwild, Tontauben
2 3/4 6   Krähen 
3 5 210 - 215 Enten, Fasan
3 1/4 4    
3 1/2 3 225 - 230 Fuchs, Dachs
3 3/4 2   Fuchs, Dachs
4 1   Reh, Frischling
4 1/4 0    
4 1/2 00    

 

Körnergrösse

Körnergrösse

 

Körneranzahl   (am Beispiel der "Weidmannsheil-Patrone") :

                                                            7             5           3           1

in g                                                  2 1/2          3       3 1/2      4 mm

25,5                               20/65        280        162       100        68
26,5                               20/70        290        170       105        71
28,5                               16/65        315        18O      114        77
31,5                               16/70        335        195       122        82
34,5                               12/65        368        213       134        90
35,5                               12/70        390        225       142        95

 

 

Flintenlaufgeschoss FLG

Prinzipiell ist der glatte Lauf einer Flinte dafür gedacht, daraus Schrot zu verschießen. Nun kann es aber passieren, dass man im Revier unterwegs ist und nur eine Schrotflinte führt, aber in eine Situation gerät, in der man einen Kugelschuss tun muss. Das kann z.B. der Fall sein, wenn man auf dem Entenanstand war und auf dem Rückweg zum Auto einer Rotte Sauen begegnet. Sauen sind Schalenwild - das ist der Ausdruck der Jägersprache für Huftiere - und auf Schalenwild darf man nur mit der Kugel schießen, nicht mit Schrot. Normalerweise müsste man diese Gelegenheit also vorbeigehen lassen.

 

Für solche Fälle hat ein kluger Jäger jedoch - sofern er in einem Revier jagt, wo so etwas passieren kann - immer einige Patronen mit Flintenlaufgeschossen in der Tasche und kann so einen behelfsmäßigen Kugelschuss abgeben. Flintenlaufgeschosse sind im Grunde nichts weiter als zylindrische Bleistücke, die durch den Lauf der zugehörigen Flinte passen. Da ein Flintenlauf keine Züg aufweist, kann das Flintenlaufgeschoss - kurz auch als FLG bezeichnet - nicht in Rotation versetzt und dadurch stabilisiert werden. Aus diesem Grunde ist am Heck des Geschosses ein Filzpropfen angebracht, der dafür sorgt, dass das FLG wie ein Wurfpfeil immer mit dem schwereren, dem bleiernen Teil voran fliegt und so einigermaßen stabilisert wird.

 

Ein Flintenlaufgeschoss ist immer nur ein Notbehelf und kann lediglich auf kurze Entfernungen eingesetzt werden.